3,2 Mio. Tonnen des in Europa anfallenden Elektroschrotts sind nicht dokumentiert und gehen einem ordnungsgemäßen Recycling verloren.
Insgesamt fielen 2012 in den 28 EU-Staaten 9,5 Mio. Tonnen elektrischer und elektronischer Altgeräte an. Nur gut ein Drittel dieser Menge (3,3 Mio. Tonnen) gelangte in eine offizielle Sammel- und Behandlungsanlage, so eine kürzlich vom Countering WEEE Illegal Trade (CWIT) Projekt veröffentlichte Studie. Sie belegt, dass etwa 3,2 Mio. Tonnen in nicht nachvollziehbare Kanäle abfließen. Davon, so vermuten die Autoren, gelangen etwa 1,5 Mio. Tonnen in den Export, weitere 1,7 Mio. Tonnen werden innerhalb der EU behandelt, ohne dass kontrolliert wird, wo und wie dies geschieht.
Gerade der Export von Elektroaltgeräten, die als noch funktionsfähig deklariert sind, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Denn oft landet der so deklarierte Elektroschrott auf den großen Müllhalden Westafrikas, wo er unter menschenunwürdigen Bedingungen „verwertet“ wird. Dieser Export verstärkt ein zudem lokal immer größer werdendes Problem. Denn einer Studie der Vereinten Nationen zu Folge ist ein Großteil des anwachsenden E-Schrott-Berges (bis zu 85 Prozent) auf den zunehmenden Inlandsverbrauch neuer sowie gebrauchter Elektro- und Elektronikgeräte zurückzuführen. In den fünf Staaten, die im Rahmen des Berichts „Where are WEEE in Africa?“ untersucht wurden (Benin, Elfenbeinküste, Ghana, Liberia und Nigeria), fallen jährlich zwischen 650.000 und 1 Mio. Tonnen Elektroschrott an, die in den Ländern selber produziert wurden.
Nicht nur deshalb ist es dringend notwendig, dass die in Europa anfallenden Mengen vollständig erfasst und einem hochwertigen Recycling zugeführt werden. Für Deutschland bedeutet dies, Schlupflöcher zu schließen, den Vollzug zu stärken und die qualifizierte Verwertung der im Handel zurückgenommenen Mengen sicherzustellen. Das Leibniz-Institut schätzte 2012 die Zahl der Altgeräte, die unrechtmäßig und unsachgemäß z.B. im Hausmüll entsorgt werden oder durch illegale Schrottsammlung oder Diebstahl von der Sperrmüllsammlung sowie durch verbotenen Export nicht im Recycling landen, auf knapp 400.000 Tonnen. Insgesamt wurden in diesem Jahr rund 851.000 Tonnen E-Schrott behandelt.
Das am 1. Oktober in Kraft tretende novellierte Elektrogesetz kann einen Beitrag dazu leisten, das Aufkommen unsachgemäß entsorgter Mengen zu reduzieren. Es bietet die Chance, sowohl über die Rücknahme im Handel als auch über strengere Kontrollen beim Export alter Elektrogeräte mehr Mengen zu erfassen und die illegale Verbringung wirksam einzudämmen. Ab dem 1. Januar 2016 gilt für den Export gebrauchter Elektrogeräte die Beweislastumkehr. Sie verpflichtet Exporteure dazu nachzuweisen, dass die Elektrogeräte tatsächlich funktionstüchtig sind und weiter verwendet werden können. Kann dieser Beweis nicht erbracht werden, handelt es sich um E-Schrott, der als gefährlicher Abfall nicht ohne Weiteres exportiert werden darf. (JS)
Literaturhinweise:
CWIT, „Countring WEEE Illegal Trade – Summary Report“
UNEP, „Where are WEEE in Africa? Findings from the Basel Convention E-Waste Africa Programme“
Leibniz-Institut