43 Prozent aller Alt-Handys landen in der Schublade statt im Recycling
Smartphones enthalten wertvolle Metalle und andere Rohstoffe – ihr Recycling schont knappe Ressourcen und trägt zum Schutz des Klimas bei. Dennoch horten viele Menschen in Deutschland ihre ausgedienten Handys zu Hause, anstatt sie sachgerecht zu entsorgen. Eine aktuelle Studie der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics und der Strategieberatung Oliver Wyman hat jetzt ergeben: 43 Prozent aller ausgemusterten Smartphones gelangen nicht zurück in den Wertstoffkreislauf. Bei Küchengeräten, Waschmaschinen und Verbraucherelektronik gibt es ebenfalls Nachholbedarf: Laut Studie wird ein Drittel der Altgeräte nicht recycelt.
Mangelnde Aufklärung der Verbraucher*innen
Wie lässt sich der verschwenderische Umgang mit Rohstoffen erklären? Nach Erkenntnissen der gfu liegt der Hauptgrund für die niedrigen Recyclingquoten im fehlenden Wissen um vorhandene und ökologisch sinnvolle Rückgabemöglichkeiten. In der repräsentativen Umfrage sagten 40 Prozent von über 1.000 in Deutschland befragten Personen, sie wüssten nicht, dass sie ihre Altgeräte bei Fachhändlern und -märkten zurückgeben können. Dies ist sogar dann möglich, wenn die Geräte dort nicht gekauft wurden. 70 Prozent der Befragten wussten nach eigenen Angaben noch nicht, dass dieses Rückgaberecht auch für viele Supermärkte und die Hersteller gilt. Das Recht auf Rückgabe ausgedienter Geräte beim Online-Händler war nur jedem vierten Befragten bekannt. „Deutschland ist zwar ein Land des Sperrmülls, der Papiersammlung und des Grünen Punktes, aber bei gebrauchten technischen Produkten fehlt es eklatant an praktischem Wissen“, so Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu.
Tonnenweise Edelmetalle in deutschen Haushalten
Rein rechnerisch lagern den Autoren der Studie zufolge in jedem deutschen Haushalt durchschnittlich 0,6 ausrangierte Waschmaschinen, 0,7 Küchengroßgeräte, 1,7 Laptops oder Unterhaltungselektronikgeräte und zwei Smartphones. Statistisch gesehen befinden sich in jedem Haushalt 45 Kilogramm Stahl, vier Kilo Kupfer, drei Kilo Aluminium – und vor allem wegen der Mobiltelefone sowie Laptops 0,3 Gramm Gold, die eigentlich der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden sollten. Allein das ungenutzte Gold summiere sich so in Deutschland auf über zwölf Tonnen. „Für eine effektivere Rohstoffverwertung bei Haushaltsgeräten und Consumer Electronics bräuchte es mehr Einsatz von Herstellern, Händlern und Politik gleichermaßen“, sagt Martin Schulte, Partner der Strategieberatung Oliver Wyman und Co-Autor der Studie.
Kreislauf für E-Geräte schließen
Um die Hersteller bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Pflichten zu unterstützen und den Kreislauf für Elektro- und Elektronikgeräte besser zu schließen, bietet die Recyclingwirtschaft gezielt Lösungen an. Ein Beispiel ist die neue digitale Plattform für Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE) von Interzero. Mit dem WEEE-Portal hat der Kreislaufdienstleister ein Servicepaket geschnürt, mit dem sich der Lebenskreislauf für E-Geräte vollständig schließen lässt – von der Registrierung bei der Stiftung ear bis zum Rücknahmesystem für Elektroaltgeräte. Auch für die Wiederverwendung gebrauchter Elektronikgeräte macht sich das Unternehmen stark. Neben dem Ankauf und der Aufbereitung ausgemusterter Firmenhardware inklusive sicherer Datenlöschung gehört das B2B-Remarketing zum Leistungsportfolio von Interzero – genau wie seit Kurzem auch das B2C-Remarketing. So ging Ende 2022 die Plattform www.gebrauchte-technik.de an den Start, auf der Endverbraucher*innen professionell aufbereitete Geräte finden. Seit Mai 2023 bietet die Interzero Tech Cycle GmbH (ITC) Unternehmen zudem die Möglichkeit, ausgemusterte Server- und Netzwerktechnik professionell aufbereitet weiterzuverkaufen.
Quelle: gfu Consumer & Home Electronics
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