150 Mio. Tonnen weniger Treibhausgase – durch mehr Recycling
Klimaschutz braucht klare Ziele: Bis 2050 soll Europa nach dem Willen der EU-Kommission klimaneutral werden. Die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft, die Ressourcen schont und den Ausstoß von Treibhausgasen vermindert, spielt dabei eine zentrale Rolle. Dass im europaweiten Ausbau des Recyclings noch viel ungenutztes Potenzial steckt, zeigt jetzt eine Szenario-Studie der Beratungsunternehmen Prognos und CE Delft im Auftrag des europäischen Entsorgerverbands FEAD, des Anlagenbetreiber-Verbands Cewep, der Dutch Waste Management Association und der RDF Industry Group. Nach Berechnungen der Autor*innen kann die europäische Abfall- und Recyclingwirtschaft bis 2035 im Vergleich zu 2018 rund 150 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zusätzlich einsparen – vorausgesetzt, die aktuell angestrebten EU-Recyclingquoten werden in diesem Zeitraum erreicht. Für Siedungsabfälle bedeutet das: Mindestens 65 Prozent Recycling, maximal 10 Prozent Deponierung.
Deponierung drosseln, Recycling weiter stärken
Einen noch größeren Klima-Benefit würde die EU laut Studie erzielen, wenn die Deponierung bis 2035 auf unter ein Prozent heruntergefahren und stattdessen das Recycling und die thermische Verwertung weiter ausgebaut würden. Aufgrund der erheblichen Methanemissionen, die mit der Deponierung von unbehandelten Abfällen einhergehen, könnte die Entsorgungswirtschaft in diesem Szenario die CO2-Emissionen um 283 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr senken. Dies würde im Vergleich zu 2018 einen Rückgang um gut 7,5 Prozent bedeuten. „Die Zahlen sprechen für sich und belegen eindrucksvoll das Potenzial, das eine effiziente Abfallwirtschaft bei der CO2-Einsparung in Europa hat“, sagt Peter Kurth, FEAD-Präsident und Präsident des deutschen Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Sein Appell: „Die Politik muss in den Ländern und auf europäischer Ebene die EU-Gesetzgebung umsetzen und so den Green Deal stärken.“
Deutsche Abfallwirtschaft: Emissionen in 30 Jahren um 77 Prozent reduziert
Bis heute gibt es in puncto Entsorgung starke Unterschiede innerhalb der EU. So deponieren einige Länder noch immer große Mengen an Abfällen. In Deutschland gilt seit 2005 ein Verbot der Deponierung von unbehandelten organischen Siedlungsabfällen. Stattdessen wurde das Recycling von Wertstoffen vorangetrieben – zum Vorteil des Klima- und Ressourcenschutzes. Laut Klimaschutzbericht 2021 der Bundesregierung lagen die Treibhausgasemissionen der deutschen Abfall- und Kreislaufwirtschaft im Jahr 2020 bei 9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten – das sind im Vergleich zum Vorjahr 4 Prozent weniger. Insgesamt emittiert der Sektor demnach 1,2 Prozent der klimarelevanten Treibhausgase in Deutschland. „In den vergangenen 30 Jahren sind die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft um 77 Prozent gesunken“, heißt es in dem Bericht. „Dafür verantwortlich sind vor allem der Ausstieg aus der Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle sowie die verstärkte stoffliche und energetische Nutzung der Abfälle.“ (Karin Thissen)
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