Förderung der Bundesregierung von bis zu 100.000 Euro
Rund 500 Milliarden Euro geben deutsche Unternehmen jährlich für Roh- und Betriebsstoffe aus – 20 Prozent davon, also 100 Milliarden Euro, könnten sie insgesamt durch eine Steigerung der Materialeffizienz einsparen. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) sieht darin ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität und fördert Unternehmen im produzierenden Gewerbe mit dem "Impulsprogramm Materialeffizienz" mit bis zu 100.000 Euro.
Ressourcen- und Materialeffizienz im Fokus der Wirtschaftspolitik
16.12.2010 – Rund 500 Milliarden Euro geben deutsche Unternehmen jährlich für Roh- und Betriebsstoffe aus – 20 Prozent davon, also 100 Milliarden Euro, könnten sie insgesamt durch eine Steigerung der Materialeffizienz einsparen. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) sieht darin ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität und fördert Unternehmen im produzierenden Gewerbe mit dem „Impulsprogramm Materialeffizienz“ mit bis zu 100.000 Euro.
Das Förderprogramm wird durch die Deutsche Materialeffizienzagentur (demea) durchgeführt. Der Fokus liegt dabei auf der individuellen Beratung von Firmen sowie auf der Vernetzung von Unternehmen, die ihre Materialeffizienz durch gemeinsame Aktivitäten verbessern wollen. Schwerpunkt ist das produzierende Gewerbe, da hier der Materialeinsatz einen Anteil von etwa 46 Prozent an den Gesamtkosten hat, im Vergleich zu 19 Prozent beim Personalanteil.
„Die Arbeitsproduktivität konnte in den vergangenen 50 Jahren um den Faktor 3,5 gesteigert werden. Dagegen blieb die Materialproduktivität weit zurück, sie wurde lediglich verdoppelt“, erläutert Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Das liege auch an der Komplexität der Prozesse. Daher sei das Impulsprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen gedacht, die sich hier oft schwer täten. „Unternehmen, die sich jetzt um materialsparende Produkte, Prozesse und Technologien bemühen, verschaffen sich damit einen Wettbewerbsvorteil für die anspringende Konjunktur“, so Brüderle. Analysen hätten ein durchschnittliches Einsparpotenzial von 220.000 Euro und eine Steigerung der Umsatzrendite von rund 2,5 Prozentpunkten pro Unternehmen und Jahr ergeben.
Die Förderung der Materialeffizienz ist Teil des Ziels der Bundesregierung, die Rohstoffeffizienz bis 2020 im Vergleich zu 1994 zu verdoppeln. Von der Senkung der Materialkosten erhofft man sich nach Angaben des Umweltbundesamtes durch indirekte Effekte bis 2030 eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 14,2 Prozent und einen Rückgang der Staatsverschuldung um 226 Milliarden Euro.
Im Rahmen des Förderprogramms wurden Unternehmen mit besonders erfolgreichen Projekten am 17. November 2010 von Jochen Homann, Staatssekretär im BMWi, mit dem Deutschen Materialeffizienz-Preis ausgezeichnet.
Zu den Preisträgern gehörte neben drei weiteren Unternehmen und einer Forschungseinrichtung auch die OPED GmbH aus Valley in Bayern. Das Unternehmen stellt orthopädische Schienen („Orthesen“) her, die eingeschränkt funktionsfähige Körperteile nach Verletzungen und Operationen unterstützen. Bisher verblieben nicht benötigte Orthesen oft beim Patienten oder landeten im Abfall, nun organisiert das Unternehmen die kostenlose Abholung beim Patienten, prüft die Schienen auf Wiederverwendung, reinigt sie und ersetzt abgenutzte Einzelteile.
„Durch diese Veränderung der Prozesse können wir nun jährlich 11,4 Tonnen Material einsparen sowie 5,1 Tonnen Abfall vermeiden und die Kosten um 29 Prozent senken“, erläutert Hermann Engel, verantwortlich für das Qualitätsmanagement bei OPED. „Außerdem arbeiten wir schon an einer verbesserten Recyclingfähigkeit unserer Produkte, auch hier sehen wir weitere Einsparpotenziale. Über die Verwendung von Sekundärrohstoffen denken wir dabei natürlich ebenfalls nach.“
Dass Recycling zu Material- und Ressourceneffizienz beträgt – davon ist auch Dr. Axel Schweitzer überzeugt. Als Vorstandsvorsitzender des Umweltdienstleisters und Rohstoffhändlers Interseroh und Vorstand der Recyclinggruppe ALBA weiß er, wie wichtig die Nutzung von Sekundärrohstoffen gerade in Zeiten knapper Ressourcen und volatiler Rohstoffpreise ist. „Fast 45 Prozent des in Deutschland produzierten Stahls werden aus Stahlschrott hergestellt, bei der Papierproduktion liegt die Altpapiereinsatzquote bei über 70 Prozent“, so Schweitzer. „Sekundärrohstoffe gehören bereits jetzt zu den wichtigsten Rohstoffquellen Deutschlands – und ihre Bedeutung wird noch steigen.“
Doch das beste Beispiel für eine optimierte Materialeffizienz sei eine vollständige Vermeidung von Abfällen. Interseroh biete daher auch ein innovatives Pooling-System für Mehrweg-Transportverpackungen an, die im Kreislauf – zum Beispiel vom Obstbauern über den Supermarkt bis zur Waschanlage – gemanagt würden. „Mit der dadurch möglichen Vermeidung von Abfällen setzen wir den Gedanken des nachhaltigen Umgangs mit Rohstoffen und Umwelt in die Praxis um“, meint Schweitzer.
Weitere Informationen:
Deutsche Materialeffizienzagentur
Mehrweg-Pooling mit Interseroh