
Berufsporträt: „Ich liebe es, dass es hier nie langweilig wird“
Ein Berufsporträt in Zusammenarbeit mit RECYCLING magazin
Dass Ulrike Jurisch heute bei ALBA arbeitet, ist kein Zufall: Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft war ihr Wunschberuf. „Ich habe 2007 Abi gemacht und im Anschluss daran ein ökologisches Jahr. Danach wollte ich unbedingt im Umweltbereich bleiben.“ Chemie und Biologie waren schon zu Schulzeiten „ihr Ding“. Das ökologische Jahr im Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei am Müggelsee hat ihre Leidenschaft für die Themen Umweltschutz und Umweltpflege entfacht. Die freie Ausbildungsstelle bei dem Sonderabfallzwischenlager von ALBA hat sie dann in der Zeitung entdeckt. „Das ist ja eigentlich ein typischer Jungenberuf, da hat sich ALBA gefreut, dass sich mal ein Mädchen bewirbt“, sagt die 28-jährige lachend. Nach drei Jahren Ausbildung hat sich ihre Leistung bezahlt gemacht: Gleich nach bestandener Prüfung wurde Ulrike Jurisch in eine Festanstellung übernommen.
Das Berufsbild
Die Auszubildenden lernen alle Bereiche des Berufes kennen: Technik, Vertrieb, Disposition, sogar eine Entsendung in die anderen ALBA-Gesellschaften gehört dazu. Ein Grundverständnis für Technik und eine Affinität zu Naturwissenschaften sind in dieser Ausbildung ein Muss. Nach ihrem Abschluss hat sich Ulrike Jurisch für den Bereich entschieden, der ihr am meisten lag: Sie ist heute im Büro eingesetzt. Hier übernimmt sie vor allem organisatorische Aufgaben: Prüfung abgelieferter Papiere, Ausstellung von Begleitscheinen, Koordination betrieblicher Abläufe. Trotzdem beginnt ihr Arbeitstag sehr früh. Zwischen 7.00 und 7.30 Uhr morgens trifft sie in dem Marzahner Büro ein. Doch Jurisch nimmt’s gelassen: „Dann hat man auch früh Feierabend.“ Dass sie nicht weit entfernt wohnt, kommt ihr da gerade recht. „So habe ich morgens und nachmittags einen schönen Spaziergang an der frischen Luft, im Sommer nehme ich das Fahrrad.“
Aufgaben im Betrieb
Den größten Teil ihrer Arbeitszeit verbringt Jurisch mit Koordinationsaufgaben: „Abfall, der reinkommt, muss auch schnell wieder rausgefahren werden“, sagt sie. Maximal ein Jahr dürfen die Sonderabfälle aus dem Raum Berlin-Brandenburg bei der ALBA Services zwischengelagert werden, das Lager hat eine Kapazität von 370 Tonnen. In der Regel lagern die Abfälle aber nur ein paar Tage, denn die gesetzlichen Auflagen für gefährliche Sonderabfälle sind hoch: Zahlreiche nationale wie internationale Verordnungen und Gesetze regeln Gefahrenmerkmale und Grenzwerte gefährlicher Abfälle, Maßnahmen zur Lagerung und Überwachung, Verpackungs- und Kennzeichnungspflichten sowie Vorschriften für den nationalen wie internationalen Transport. Außerdem müssen viele Regeln zu Arbeits- und Betriebssicherheit beachtet werden.
Schwierig wird es, wenn die Wunschtermine der Entsorgungsanlagen nicht mit den Zeitfenstern der Logistik zusammenpassen. „Daher planen wir An- und Ablieferungen in der Regel eine Woche im Voraus“, sagt Jurisch, die an ihre Arbeit grundsätzlich optimistisch herangeht. Die größte Herausforderung in ihrem Job sei das Planen von Touren zum Abtransport der Abfälle. Nicht immer sind sich die Abnehmer sicher, ob sie die Abfälle annehmen können. „Dann gebe ich bei meinen Kollegen eine Probe in Auftrag, die sie von dem Abfall nehmen, bereite sie zum Abtransport vor und gebe sie dem Fahrer bei seiner nächsten Fahrt zum entsprechenden Entsorgungshof mit.“
Langeweile gibt’s hier nicht
Einen großen Teil ihrer Arbeitszeit verbringt Jurisch am Schreibtisch, die restliche Zeit für Kontrollen, Problembehebungen und Besprechungen mit den Fahrern auf dem Hof. „Vielleicht ist der Job deswegen so witzig, weil hier so viele Männer unterwegs sind“, sagt Jurisch und lacht. Viele Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft wählen aber auch den technischen Zweig oder den Vertrieb und sind dann mehr auf den Abfallhöfen unterwegs. Genug zu tun hat Ulrike Jurisch in jedem Fall: „Ich liebe es, dass es hier nie langweilig wird. An sich ist jeder Tag gleich, aber jeden Tag ist auch irgendetwas Besonderes los.“ So ist es durchaus schon mal vorgekommen, dass ein Kunde die Lieferung storniert hat – der Abfall im Zwischenlager aber trotzdem angekommen ist. „Das kann zum Beispiel passieren, wenn der Kunde besonders schnell abgefertigt werden muss und sich in der Hektik in der Behälternummer irrt“, so Jurisch, die einen klaren Kopf für das A und O in ihrem Job hält. Häufen sich solche Fälle in einer Woche, kann es durchaus anstrengend werden. Das Wichtigste: „Ruhe bewahren, klare Linien schaffen und gegenüber allen Kunden und Kollegen immer freundlich und optimistisch bleiben.“ (MW)
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