Erstes Recycling-Kaufhaus schreibt schwarze Zahlen
Ökologisch sinnvoll, ökonomisch erfolgreich: Das weltweit erste Recycling-Kaufhaus in Schweden überzeugt seine Kunden mit einer nachhaltigen Geschäftsidee und bringt Besuchern darüber hinaus den Gedanken einer klimaschonenden Kreislaufwirtschaft näher. Auf zwei Etagen bietet das „ReTuna“ ausschließlich recycelte Waren an. Möbel, Kleidung, Spielzeug oder Elektronik – von den Händlern repariert, aufbereitet und wieder „fit“ gemacht für ein zweites Produktleben. Das ReUse- und Recycle-Konzept geht auf: 1,1 Millionen Euro Umsatz machte das Einkaufszentrum im Jahr 2018.
Einzelstücke mit Geschichte, optisch ansprechend, technisch einwandfrei – und zu einem attraktiven Preis: Die Angebote des ReTuna Einkaufszentrums finden ihre Käufer. Dabei waren die Produkte in den modern gestalteten Shops vor kurzem noch „Abfall“. Aussortiert und entsorgt von den Bürgerinnen und Bürgern der schwedischen Stadt Eskilstuna. Beim örtlichen Drive-in-Wertstoffhof können sie schnell und unkompliziert ihre alten Möbel, Dekoartikel, Spielsachen und Elektrogeräte abladen. Mitarbeiter der Sammelstelle begutachten dann die Materialien und sortieren noch brauchbare Stücke aus. Die wiederverwendbaren Artikel landen bei den Shop-Inhabern der Recycling-Mall, der Rest wird dem herkömmlichen Recycling zugeführt. Die Ladenbesitzer entscheiden dann, ob sie die aussortierten Gegenstände reparieren, upcyceln oder anderweitig verwenden.
Konsum und Bildung – unter einem Dach
Neben 14 Shops befinden sich im Einkaufszentrum auch ein Café und ein Restaurant mit regionalen Bio-Produkten. Das ReTuna ist jedoch mehr als nur ein umweltfreundlicher Marktplatz. Rund um die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden verschiedene Events, Workshops, Vorträge und Aktionstage organisiert. Die Volkshochschule bietet in den Räumlichkeiten der Einkaufsstätte einen einjährigen Upcycling-Kurs an, und für Unternehmen bietet sich hier die Möglichkeit, klimafreundliche Meetings abzuhalten. Anna Bergström, Geschäftsführerin des Recycling-Kaufhauses, bietet interessierten Besucher einen Blick hinter die Kulissen. Sie war von Anfang an von der Idee überzeugt: „Ich habe sofort gesehen, dass dies ein geniales Konzept ist. Nicht nur, um alte Dinge in etwas Neues zu verwandeln, sondern auch um Verschwendung zu reduzieren, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und den Menschen nachhaltiges Leben näher zu bringen.“
Ein Gewinn für Umwelt und Wirtschaft
Die Idee zur außergewöhnlichen Recycling-Mall entstand 2006. Lokalpolitiker der Stadt Eskilstuna suchten nach Möglichkeiten, das Abfallaufkommen in ihrer Kommune zu reduzieren und gleichzeitig die Ressourcen sinnvoll wiederzuverwenden. 2015 konnte die ReTuna Återbruksgalleria schließlich eröffnen. Hinter dem Einkaufszentrum und der dazu gehörenden Wertstoff- und Recycling-Sammelstelle steht Eskilstuna Energi & Miljö (EEM), ein Unternehmen im Besitz der Stadt. EEM investierte umgerechnet rund 3,7 Millionen Euro in Sammelstelle und Einkaufsgalerie. Finanziell ist das Kaufhaus laut Geschäftsführerin Bergström inzwischen „im grünen Bereich“ und hat täglich 700 bis 1.000 Besucher. Das weltweit erste Recycling-Kaufhaus sieht sie als Vorbild: „Wir möchten eine Inspiration für andere sein, etwas Ähnliches umzusetzen, auch wenn unsere Mission lokal ist“. (KTH)
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(Foto: ReTuna)
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