177 Prozent mehr Alt-Handys in Deutschland seit 2010
Die Deutschen horten Jahr für Jahr mehr Handys bei sich zuhause. Laut einer repräsentativen Befragung des Bitkom – Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. befinden sich derzeit fast 200 Millionen Alt-Handys in deutschen Haushalten – das ist im Vergleich zu 2010 ein Plus von knapp 177 Prozent. Besonders seit 2018 steigt die Zahl der aufbewahrten Alt-Handys rasant an. Dabei lassen sich Alt-Handys sehr gut recyceln, denn sie enthalten viele seltene Metalle, die für die Herstellung neuer Geräte dringend benötigt werden.
Die 200 Millionen ungenutzten Mobiltelefone sind echte Rohstoffminen. Gemessen an Durchschnittswerten von Edelmetallen in Handys lagern so hochgerechnet 50 Tonnen Silber, 4,8 Tonnen Gold und 1,8 Tonnen Palladium in deutschen Haushalten. All diese Stoffe könnten durch ein korrektes Recycling in den Kreislauf zurückgeführt werden. Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom e.V., sagt: „Die Altgeräte enthalten eine Vielzahl an wertvollen Materialien, darunter hochwertige Rohstoffe und Seltene Erden, deren Förderung energie- und ressourcenintensiv ist. Umso wichtiger ist es, dass ungenutzte Geräte möglichst wiederverwendet oder fachgerecht verwertet werden.“
Wie anderer Elektroabfall auch, dürfen alte Handys nicht im Restmüll entsorgt werden. Die Altgeräte müssen entweder bei kommunalen Annahmestellen wie Recyclinghöfen abgegeben oder direkt beim Händler einer Verwertung zugeführt werden. Die alten Handys bergen nämlich nicht nur ungenutztes Recyclingpotenzial, sondern stellen auch eine erhebliche Brandgefahr dar.
In den meisten Mobiltelefonen sind Lithium-Ionen-Akkus entweder eingesetzt oder bei neueren Modellen meist eingebaut. Lithium-Ionen-Akkus sind gute Energiespeicher, können aber bei falscher Entsorgung gefährliche Brände auslösen. Auch bei der Lagerung der Geräte kann es zu Bränden kommen, wenn die Lithium-Ionen-Akkus beispielsweise beschädigt oder die Pole nicht abgeklebt sind. Es empfiehlt sich deshalb, die alten Handys nach dem Gebrauch möglichst schnell dem Recycling zuzuführen. Allein die Akkus sind bis zu 75 Prozent recycelbar.
Außerdem ist auch Lithium selbst ein wichtiger Rohstoff, der zum Beispiel für den Bau von Elektroautos dringend gebraucht wird. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren stark gestiegen: Seit 2016 hat sich der weltweite Abbau von Lithium mehr als verdoppelt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Rohstoff ist deshalb im Zeichen der Klima- und Ressourcenschonung unverzichtbar. (JH)
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