5,8 Millionen Tonnen Textilabfälle jährlich in der EU
Fast Fashion – ein Trend mit fatalen Folgen: In nur 15 Jahren (zwischen 2000 und 2015) hat sich die weltweite Textilproduktion nach Angaben der EU-Kommission verdoppelt. Ständig wechselnde Mode-Angebote zu sehr niedrigen Preisen schaffen immer wieder neue Kaufanreize. So erwarten Expert*innen bis 2030 einen Zuwachs von noch einmal 63 Prozent beim Verbrauch an Bekleidung und Schuhen: von aktuell 62 Mio. Tonnen auf 102 Mio. Tonnen. Viele der Kleidungsstücke werden ebenso schnell entsorgt wie angeschafft. Entsprechend hoch ist das jährliche Abfallaufkommen, das die EU-Kommission mit rund 5,8 Mio. Tonnen beziffert – rund elf Kilogramm pro Kopf. Davon werden bis zu 2,1 Mio. Tonnen für das Recycling oder den Verkauf auf dem globalen Second-Hand-Markt gesammelt.
EU-Kommission: Hersteller in der Verantwortung
Die massenhafte Textilproduktion gilt als besonders umweltbelastend. Dazu tragen unter anderem ein sehr hoher Wasserverbrauch sowie der Einsatz umwelt- und gesundheitsgefährdender Chemikalien bei. Schätzungen zufolge verursacht die Modebranche außerdem zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Nach dem Willen der Politik soll Fast Fashion in Europa daher bald aus der Mode sein. Als Teil ihres neuen Maßnahmenpakets für die Kreislaufwirtschaft hat die EU-Kommission eine ambitionierte Textilstrategie vorgelegt. Das Ziel: Spätestens 2030 sollen Textilerzeugnisse, die in der EU auf den Markt gebracht werden, langlebig, recycelbar und frei von gefährlichen Stoffen sein, einen großen Anteil Recyclingfasern enthalten und unter Wahrung der sozialen Rechte und des Umweltschutzes hergestellt werden. Verbindliche Anforderungen an die Produktgestaltung und EU-weit verlässlichere Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung sollen die nachhaltige Trendwende unterstützen.
Wiederverwendung und Recycling fördern
Der bvse-Fachverband Textilrecycling sieht in der EU-Textilstrategie eine echte Chance, das in Deutschland etablierte Alttextil-Sammelsystem weiter zu fördern und auszubauen.„Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Kommission voraussetzt, dass die Hersteller für die von ihren Produkten verursachten Abfälle die Verantwortung übernehmen, um das Aufkommen von Textilabfällen vom Wachstum des Sektors abzukoppeln“, so Stefan Voigt, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbands Textilrecycling.„Die deutschen Unternehmen in der Alttextilbranche finanzieren seit Jahren das etablierte und für die Bürgerinnen und Bürger kostenlose System der Altkleiderabgabe. Eine erweiterte Herstellerverantwortung bringt die Chance, die Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung, Vorbereitung zur Wiederverwendung und das Recycling im Sinne der zirkulären Wirtschaft und des Klimaschutzes weiterzuentwickeln“, so Voigt weiter.Im Rahmen der 2023 anstehenden Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie plant die EU-Kommission, harmonisierte Vorschriften zur erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien mit einer Öko-Modulation der Gebühren vorzuschlagen. (Karin Thissen)
Quelle: EUWID 14-2022
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