68 Prozent Energie spart die Produktion von Recyclingpapier
Explodierende Preise, mögliche Versorgungsengpässe infolge des Kriegs in der Ukraine – am Thema Energiesparen kommt derzeit niemand vorbei. Umso mehr lohnt sich ein Blick auf den Beitrag der Kreislaufwirtschaft zum nachhaltigen Umgang mit Energie und Ressourcen. Laut einer neuen Studie des Umweltbundesamtes spart zum Beispiel die Produktion von Recyclingpapier durchschnittlich 68 Prozent Energie, 78 Prozent Wasser und 15 Prozent CO2-Emissionen gegenüber der Herstellung von Papier aus Primärzellstoff. Die aktualisierte Ökobilanz belegt zudem, dass die Verwendung von Recyclingpapier einen wichtigen Beitrag leistet, um dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Das Papierrecycling in Deutschland sei bereits sehr weit entwickelt, so die Autoren der Studie. Dennoch gebe es Verbesserungspotenzial. Als mögliche Ansatzpunkte werden unter anderem eine konsequentere Getrennterfassung, die optimierte Sortierung von gemischtem Altpapier sowie Anforderungen an eine recyclinggerechte Produktgestaltung ohne kritische Inhaltsstoffe genannt.
Nürnberg ist Deutschlands papierrecyclingfreundlichste Stadt
Wichtig für das erfolgreiche Schließen von Kreisläufen ist zudem die bewusste Entscheidung von Verbraucher*innen, Unternehmen und Behörden, Recyclingprodukte zu kaufen und einzusetzen. Der Papieratlas der Initiative Pro Recyclingpapier dokumentiert seit 2008 jährlich die Recyclingpapierquoten in deutschen Städten, Hochschulen (seit 2016) und Landkreisen (seit 2018) – und stellt den Beteiligten ein gutes Zeugnis aus: Durch die Verwendung von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel haben die Kommunen und Hochschulen demnach in den vergangenen 15 Jahren eine Einsparung von mehr als 1.800 Gigawattstunden Energie und über 8 Milliarden Liter Wasser bewirkt.
Am diesjährigen Papieratlas-Städtewettbewerb beteiligten sich 102 Groß- und Mittelstädte, die mit über 93 Prozent Blauer-Engel-Papier erneut ihr Spitzenniveau aus dem Vorjahr übertrafen. Als recyclingpapierfreundlichste Stadt 2022 zeichnete Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Schirmherrin des diesjährigen Papieratlas, im Oktober die Stadt Nürnberg aus.
Energieverbrauch senken durch Recycling
Übrigens: Nicht nur die Umstellung auf Recyclingpapier spart jede Menge Energie; mit Blick auf den wesentlich geringeren Verbrauch bei der Herstellung sind Recyclingprodukte generell eine gute Wahl. Laut Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V. (BDE) spart etwa der Einsatz von einer Tonne recyceltem Aluminium im Vergleich zur Produktion mit Primärrohstoffen ca. 95 Prozent der Energiemenge ein. Und auch die Energiebilanz von Kunststoff-Rezyklaten kann sich sehen lassen. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat ergeben: Der Einsatz des von Interzero produzierten Recyclingkunststoffs Procyclen spart im Vergleich zu Primärkunststoffen aus Rohöl durchschnittlich 21.199 kWh Energie pro Tonne – das entspricht mehr als 14.000 Waschladungen. (Karin Thissen)
Quellen: Umweltbundesamt, Initiative Pro Recyclingpapier, BDE
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